Objektive – Funktionsweise und Verwendung

Objektive – Funktionsweise und Verwendung verschiedener Brennweiten in Filmproduktion

1: Einleitung:

Filmproduktionen beinhalten verschiedenste visuelle Elemente, die Geschichten erzählen und Emotionen vermitteln. Die Auswahl des richtigen Objektivs spielt eine entscheidende Rolle, um unsere Geschichte voranzutreiben. Jedes Objektiv verleiht dem Bild eine einzigartige Ästhetik und beeinflusst die Wahrnehmung des Publikums. Bevor wir uns genauer die verschiedenen Objektivtypen bei Filmproduktionen anschauen, ist es sinnvoll, die grundlegende Funktionsweise eines Objektivs zu verstehen.

Objektive – Funktionsweise und Verwendung verschiedener Brennweiten in Filmproduktion
Objektive – Funktionsweise und Verwendung verschiedener Brennweiten in Filmproduktion

2: Funktionsweise eines Objektivs

Das Kameraobjektiv können wir uns als das Auge der Kamera vorstellen. Es ist dafür zuständig, Licht einzufangen und so zu manipulieren, dass es auf den Bildsensor oder den Filmstreifen projiziert wird. Dort wird dann das Bild erzeugt. Schauen wir uns nun die Schritte eines Objektivs an, bis das Licht den Bildsensor einer Kamera erreicht:

  • Damit überhaupt Licht auf den Bildsensor kommen kann, muss das Objektiv zuerst Licht einfangen. Lichtstrahlen reflektieren von Oberflächen. Diese Reflexion wird in dem Objektiv, ähnlich wie bei unseren Augen, aufgenommen.
  • Im zweiten Schritt wird das Licht durch verschiedene Linsen im Objektiv gebrochen. Diese Manipulation ist dafür zuständig, dass das Licht gebündelt auf dem Bildsensor ankommt.
  • Die Fokussierung ist ebenfalls entscheidend. Die Position der Linsen kann sich ändern, um auf unterschiedliche Entfernungen zu fokussieren. Dies kann in Filmproduktionen manuell, durch das Drehen des Fokusrings oder durch den Autofokus geschehen.
  • Das gebündelte, fokussierte Licht fällt nun auf den Bildsensor oder den Filmstreifen, je nachdem, ob mit digitalen Kameras oder mit analogen Kameras bei einer Filmproduktion gearbeitet wird.
  • Der Sensor ist letztlich dafür zuständig, das projizierte Bild aufzuzeichnen.

Nun verstehen wir, wie Objektive grundlegend funktionieren und können über die einzelnen Objektivtypen reden. Wir können alle Objektive einer Filmproduktion grob in vier Kategorien einordnen: Extremer Weitwinkel, Weitwinkel, Standard und Telefoto. Als Bonus erwartet euch im heutigen Blogeintrag auch das Makro-Objektiv.

3: Extremer Weitwinkel

Extreme Weitwinkelobjektive sind Objektive mit einer Brennweite von bis zu 24 mm. Hierzu muss gesagt werden, dass die Einordnung in diese Kategorien oft um ein paar mm abweichen kann und nicht in der Filmindustrie auf den mm genau festgelegt ist. Wir bieten somit lediglich einen Anhaltspunkt, an dem sich orientiert werden kann.

Die Übergänge zwischen den Objektiven sind selbstverständlich fließend. So kann mit 10 mm ein sehr starker extremer Weitwinkel-Look erreicht werden, wobei sich bei 24mm natürlich schon eher dem Look eines normalen „Weitwinkels“ genähert wird. Bei einer Videoproduktion wird ein extremes Weitwinkelobjektiv oft dafür verwendet, um einen Gesamteindruck einer Szene zu schaffen. Ein solches Objektiv wird oft für Genres wie Fantasy, Abenteuer und in Naturdokumentationen verwendet.

Ein extremes Weitwinkelobjektiv sorgt für einen überwältigen, majestätischen Anblick. Oft gehen mit einem solchen extrem weitwinkligen Objektiv auch Verzerrungen einher. Diese können von Vorteil sein, wenn man eine surreale oder traumartige Stimmung erzeugen will. Es wird unter anderem oft verwendet, um Menschen unter Drogeneinfluss zu portraitieren.

Schwierigkeiten bei einem solch weiten Blickwinkel sind natürlich die Komposition. Da grundsätzlich „sehr viel“ im Bild sein wird, muss sich genau überlegt werden, wie das Objektiv eingesetzt wird. Es kann sehr schnell dazu kommen, dass sich ungewünschte Elemente plötzlich im Bild befinden. Das extreme Weitwinkelobjektiv bietet dem Publik eine beeindruckende räumliche Wirkung. Es ist ideal für Geschichten, bei denen die Umgebung eine entscheidende Rolle spielt. Ebenfalls bietet es sich an, um das Ausmaß einer Szenerie zu verdeutlichen.

Objektive in Filmproduktion
Objektive in Filmproduktion

 

4: Weitwinkel

Das normale Weitwinkelobjektiv bezeichnet eine Brennweite zwischen 24 mm bis circa 35 mm. Es wird oft in Filmproduktionen verwendet, die eine breite Perspektive erfordern. Ab dieser Brennweite ist es nämlich möglich, einen breiten Bildausschnitt zu zeigen, ohne die Verzerrungen eines extremen Weitwinkelobjektivs zu haben.

Diese erweiterte Sicht kann das Gefühl von Immersion für das Publikum bieten, während gleichzeitig ein gewisser Raum um die Figuren bewahrt wird. Es wird in Genres wie Drama, Komödie oder auch in Actionsequenzen verwendet. Der Weitwinkel erlaubt es uns, einen relativ natürlichen Look zu erreichen, bei dem wir trotzdem einiges an Umgebung und Hintergrund in unser Bild einbauen können.

 

5: Standardobjektiv

Das Standardobjektiv bezeichnet Objektive mit einer Brennweite von ungefähr 50 mm. Oft wird gesagt, dass 50mm-Objektive in Filmproduktionen am ehesten der menschlichen Wahrnehmung entsprechen würden. Somit ist es ein Objektiv, das einen sehr natürlichen Look erreicht. Deswegen wird es oft bei Filmproduktionen verwendet, die eine realistische und natürliche Darstellung erfordern. Grade Genres wie Dramen, Liebesgeschichten oder auch Dokumentationen können von diesem natürlichen Look profitieren.

Eine solch ausgeglichene Perspektive ermöglicht es dem Publikum, sich tiefer in die Darsteller:innen zu versetzen. Das Objektiv ist die optimale Wahl, um alltägliche Szenen zu erzählen. Filmproduktionen mit der Verwendung dieser Objektive haben oft eine natürliche Erzählung. Dieses Objektiv kann Geschichten auf eine Art und Weise vermitteln, die dem menschlichen Sehen vertraut ist.

 

6: Telefoto

Teleobjektive beschreiben eine Brennweite von 70 mm aufwärts. Teleobjektive haben ihren Einsatz in Thrillern, Horrorfilmen, romantischen Szenen oder auch Naturdokumentationen. Sie können Distanz zwischen Publikum und Charakter schaffen. Gegensätzlich können sie uns aber auch nah an die Charaktere und deren Gefühlswelt heranbringen.

In Horrorfilmen kann das Teleobjektiv Spannung und Unsicherheit erzeugen. Dies wird zusätzlich dadurch bestärkt, dass wir wenig von dem Hintergrund sehen. Grade in Horrorfilmen ist oft das, was wir nicht sehen können, gruseliger als das, was wir sehen können. In Naturdokumentationen ist es eine optimale Lösung, um eine Nahaufnahme von einem Tier zu bekommen. Grade bei wilden Tieren ist es oft nicht möglich nah heranzugehen, ohne dass entweder das Tier flüchtet oder man besser, als Mensch selber flüchten sollte. Das Teleobjektiv schafft genau das. Nahe Aufnahmen von Tieren, die mit anderen Brennweiten nicht erreicht werden könnten.

Auch im Sport sind Teleobjektive im Einsatz. Bei einem Fußballspiel können so Aufnahmen von Spielern gemacht werden, bei denen wir die Reaktionen und Spannung im Gesicht sehen können. Denn es ist schwer vorzustellen, dass mehrere Kameraleute mit Weitwinkelobjektiven mit über das Spielfeld laufen, um nahe Aufnahmen der Spieler machen zu können.

Bei Filmproduktionen kann die Verkleinerung des Hintergrunds durch das Teleobjektiv das Hauptmotiv mehr in den Fokus stellen. So können subtile Details betont und eine isolierende Wirkung erzeugt werden. Das Teleobjektiv ist ein mächtiges Werkzeug, um Emotionen zu unterstreichen. Es kann dem Regisseur einer Filmproduktion ebenfalls ermöglichen, Distanz zu schaffen und dennoch einen intensiven Fokus auf das Wesentliche zu legen.

Filmproduktion Kameraaufbau
Filmproduktion Kameraaufbau

 

7: Bonus – Makroobjektiv

Das Makro-Objektiv wird hier als Bonus aufgeführt, da es nicht an eine feste Brennweite gebunden ist. Vielmehr beschreibt es die Möglichkeit, extreme Nahaufnahmen mit einem sehr geringen Fokusabstand machen zu können. Verwendet wird dies oft in Genres wie Sci-Fi, Fantasy oder auch in Dokumentationen.

Es kann winzige Details hervorheben und einen außergewöhnlichen Eindruck für das Publikum bringen. Es ist ein super Werkzeug, um in einer Filmproduktion Nuancen zu setzen. Denn der Fokus liegt bei einem Makro-Objektiv nur auf einer Sache. So ist eine klare, stringente Erzählung möglich, indem keine „unnötigen“ oder ablenkenden Sachen gezeigt werden. Es ist sofort klar, worauf man als Zuschauer:in achten soll.

Diese Welt der Feinheiten ermöglichen der Filmproduktion eine zusätzliche Dimension in die Geschichte zu integrieren. Es kann mit dem bloßen Auge nicht erkennbare Details offenbaren. Ob es eine Oberfläche eines Objektes ist oder die Emotionen auf den Gesichtern von Schauspieler:innen, die betont werden. Das Makro-Objektiv schafft eine genaue Verbindung zwischen dem Publikum und den Details, die andererseits übersehen werden könnten.

 

8: Die Mischung machts

Eine gelungene Filmproduktion kombiniert oft verschiedene Objektive innerhalb einer Produktion. Die Erfahrung eines Regisseurs und eines guten Kameramanns ist hier essenziell. Die gezielte Auswahl von Objektiven ist ein mächtiges Mittel, um die Geschichte optimal zu erzählen. Dies reicht vom extremen Weitwinkel für etwa eine Einführungsszene bis hin zum Teleobjektiv für dramatische Momente.

Indem man als Filmemacher die einzigartigen Eigenschaften und Verwendungszwecke jedes Objektivs versteht, kann eine Filmproduktion deutlich verbessert werden. Selbst wenn die Geschichte gelungen ist, kann die Auswahl an Objektiven das „Make or Break“ sein. Wir sollten uns also an den kreativen Möglichkeiten der Objektivwelt bedienen und die Vielfalt für unseren Vorteil nutzen, um dem Publikum eine einzigartige, tiefgreifende und unvergessliche Erfahrung zu ermöglichen.

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